Ökopunkte - Die Ökologische Währung der Zukunft
Was sind Ökopunkte?
Ökopunkte sind ökologische Werteinheiten, die durch eine Aufwertung von Natur generiert werden können. Vereinfacht gesagt sind Ökopunkte eine Währung, die ein Landeigentümer erhält, wenn er einen Teil seiner Eigentumsfläche im Sinne der Natur renaturiert. Diese Währung kann er entweder selbst behalten, oder an Personen und Unternehmen verkaufen, die Ökopunkte benötigen.
Wer benötigt Ökopunkte und wie werden sie verwendet?
In Deutschland sind Verursacher von Eingriffen in Natur und Landschaft, beispielsweise bei Bauprojekten, gesetzlich dazu verpflichtet, für den entstandenen Schaden, der nicht vermieden werden kann, einen Ausgleich in die Natur zu leisten.
Durch §15ff. des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG), wird die Kompensationshierachie festlegt:
“Der Verursacher ist verpflichtet, unvermeidbare Beeinträchtigungen durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege auszugleichen (Ausgleichsmaßnahmen) oder zu ersetzen (Ersatzmaßnahmen).
Ausgeglichen ist eine Beeinträchtigung, wenn und sobald die beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushalts in gleichartiger Weise wiederhergestellt sind und das Landschaftsbild landschaftsgerecht wiederhergestellt oder neu gestaltet ist.
Ersetzt ist eine Beeinträchtigung, wenn und sobald die beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushalts in dem betroffenen Naturraum in gleichwertiger Weise hergestellt sind und das Landschaftsbild landschaftsgerecht neu gestaltet ist.[…]” Dies geschieht, indem an anderer Stelle eine Fläche ökologisch aufgewertet wird.
Bei einem Eingriff handelt es sich um die Neugestaltung eines Biotopes, welche wesentliche oder langfristige Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft verursacht. Dazu zählen beispielsweise Flächenversiegelungen wie bei dem Bau einer Straße.
Diese Aufwertung müssen die Eingriffsverursacher jedoch nicht unbedingt selbst leisten, sondern können bereits geleistete Renaturierungen von Landeigentümern aus dem gleichen Kompensationsraum in regionaler Nähe zum Eingriffsort kaufen.
Damit Aufwertungen von Natur zum Produkt werden können, wurde der Ökopunkt als Werteinheit definiert, der als Ware gekauft und verkauft werden kann.
Seit wann gibt es Ökopunkte und das Ausgleichssystem dahinter?
Ökopunkte wurden vor über 25 Jahren in Deutschland eingeführt, um die Eingriffsregelung in die Natur zu flexibilisieren. Die Grundidee hinter den Ökopunkten ist die Maßnahmenbevorratung die es ermöglicht, Aufwertung bereits im Vorfeld und ohne konkreten Kompensationsfall vornehmen zu können und diese gegebenenfalls erst zu einem späteren Zeitpunkt zu verwenden oder zu verkaufen.
Das hat den Vorteil, dass eine schnellere Regeneration der Natur sichergestellt werden kann - umso früher die Aufwertung, umso mehr Zeit für die Natur, um zu wachsen.
Heutzutage sind Ökopunkte und der Handel mit der Werteinheit weit verbreitet und werden in den meisten deutschen Bundesländern für die Kompensation von Bauvorhaben verwendet. Die Ausgestaltung der Ökopunkte-Regelung ist dabei den Ländern vorbehalten.
Wie funktionieren Ökopunkte und wie werden sie berechnet?
Ökopunkte werden durch die ökologische Aufwertung einer Fläche generiert. Dafür wird zunächst die Ausgangslage der Fläche betrachtet und ermittelt, um welchen Biotoptypen es sich handelt. In Deutschland ist jede Art von Fläche einem bestimmten Biotoptyp zugeordnet - beispielsweise Acker, Schotterweg oder Streuobstwiese.
Insgesamt wird dabei laut Bundesamt für Naturschutz zwischen 863 Biotoptypen unterschieden. Jedem dieser Biotoptypen ist ein bestimmter Wert, der sogenannte Biotopwert zugeschrieben, obwohl dieser von Bundesland zu Bundesland variieren kann.
In Nordrhein-Westfalen besitzt ein Quadratmeter Ackerland laut LANUV beispielsweise einen Biotoptypwert von 6, artenreiches Grünland hingegen einen von 11. Nachdem im ersten Schritt die Ausgangslage und der Biotopwert einer Fläche bestimmt wurden, wird anschließend darauf geschaut, welchen Wert die Fläche nach der geplanten ökologischen Aufwertung einnimmt.
Die Differenz zwischen dem Ausgangswert und dem Zielzustand ergibt die Anzahl an Ökopunkten, die pro Quadratmeter generiert werden. Dieser Vorgang wird als Differenzwertbetrachtung beschrieben.
Mit unserem Ökopunkte Rechner haben Sie die Möglichkeit, das Ökopunkte Potential Ihrer Fläche zu prüfen.
Beispiel nach BundesKompV: (Verkäufer)
Eine Landwirtin besitzt einen 20 Hektar großen Acker (Biotopwert 6). Dieser Acker ist in den letzten Jahren durch starke Niederschläge innerhalb kürzester Zeit immer anfälliger für Erosionen geworden.
Aufgrund dessen beschließt die Landwirtin, vereinzelte Hecken auf insgesamt einem Hektar der Fläche zu pflanzen.
Eine Hecke besitzt einen Biotopwert von bis zu 18.
Bei dieser Aufwertung werden auf einem Hektar Fläche durch die Differenz der Ausgangslage und dem Zielzustand insgesamt 120.000 Ökopunkte generiert.
Berechnung:
- Ökopunkte für 1 Hektar: 12 (Ökopunkte) x 10.000 (qm) = 120.000 Ökopunkte
- Ökopunkte pro qm: 18 (Zielzustand) - 6 (Ausgangszustand) = 12 Ökopunkte
Beispiel BundesKompV: (Käufer)
Im gleichen Kompensationsraum möchte ein Bauherr eine Straße bauen, für die insgesamt 10.000 qm - also ein Hektar - Boden versiegelt werden muss. Eine versiegelte Fläche ist der ökologisch niedrigste Biotoptyp und besitzt einen Wert von 0.
Im Ausgangszustand vor Baubeginn ist die Fläche intensiv genutztes, frisches Dauergrünland mit einem Biotopwert von 8. Durch die Umwandlung des Grünlands in eine Straße gehen somit 8 Ökopunkte pro Quadratmeter “verloren”. Daher ist der Bauherr nun gesetzlich dazu verpflichtet, für die gesamte Fläche von 10.000 qm einen Ausgleich von insgesamt 80.000 Ökopunkten zu schaffen.
Die Landwirtin aus dem oberen Beispiel hätte nun die Möglichkeit, einen Teil ihrer Ökopunkte an den Bauherren zu verkaufen. Dadurch könnten beide profitieren: die Flächeneigentümerin, die mit ihren aufgewerteten Ackerflächen zusätzliche Einnahmen generiert sowie der Bauherr, der durch den geschaffenen Ausgleich mit seinem Bauvorhaben starten kann.
Bodenversiegelung bedeutet, dass der Boden luft- und wasserdicht abgedeckt wird, beispielsweise durch Asphalt.
Was kosten Ökopunkte?
In Deutschland werden Ökopunkte für die unterschiedlichsten Preise gehandelt. Und auch auf unserer Plattform liegt der Preis für Ökopunkte zwischen 0,50€ und 7,00€.
Aber wie kommt diese Preisdifferenz zustande? Die Preisunterschiede sind dabei auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Zu den Einflussfaktoren gehören Bodenpreise, Angebot und Nachfrage, sowie Laufzeiten und individuelle Vertragsbedingungen.
Zusätzlich wird der Preis pro Ökopunkt auch durch die verschiedenen Verordnungen der Bundesländer beeinflusst. Dies führt unter anderem dazu, dass innerhalb der Bundesländer unterschiedliche viele Ökopunkte pro Quadratmeter erzeugt werden können.
Eine Umwandlung von Acker in Grünland bringt in Schleswig Holstein etwa 1-2 Ökopunkte, in Sachsen-Anhalt hingegen bis zu 10. Dies macht sich im Preis bemerkbar: während ein Ökopunkt in Schleswig-Holstein im Schnitt für 2,95 € gehandelt wird, ist er in Sachen durchschnittlich 0,70 € wert.
Letztendlich lassen sich jedoch bundesweit sämtliche Ökopunkte aus unterschiedlichsten Verordnungen in Ökopunkte aus der Bundeskompensationsverordnung übertragen.
Wer vergibt Ökopunkte?
Für die Bewertung und Genehmigung geplanter Ökopunkte sind in den meisten Fällen die jeweils zuständigen Unteren Naturschutzbehörden der Landkreise und Kreisfreien Städte verantwortlich.
Da laut §16 des Bundesnaturschutzgesetzes die “Zuständigkeit für die Bevorratung von Kompensationsmaßnahmen” den Ländern zugewiesen ist, können sich die Gesetze und Richtlinien zu Ökopunkten und Ökokonten regional unterscheiden.
Was ist ein Ökokonto?
Ein Ökokonto ist der “Ort” an dem die Ökopunkte gespeichert werden. Am besten lässt sich das Ökokonto mit einem Sparbuch vergleichen, auf dem eine Währung hinterlegt ist.
Diese Konten liegen bei den unteren Naturschutzbehörden die auch Einsicht darauf haben, welche Ökopunkte wem gehören und auch, an wen diese wann weiterverkauft werden. Das ermöglicht auch den sicheren und transparenten Handel mit Ökopunkten.
Was ist der Vorteil von Ökopunkten?
Es gibt verschiedene Vorteile von Ökopunkten - sowohl für die Eigentümer der Flächen auf denen die Naturraumaufwertung stattfindet, als auch für Eingriffsverursacher, die auf Kompensationsmaßnahmen angewiesen sind.
Ein großer Vorteil für die Natur ist, dass die Aufwertung eines Biotops frühzeitig, also schon vor dem Zeitpunkt des Eingriffs vorgenommen werden kann.
Das ist besonders aus ökologischer Perspektive von nutzen, da die Natur oft mehrere Jahre bis Jahrzehnte braucht, bis der Ausgangszustand einer zerstörten Fläche an anderer Stelle wieder erreicht ist.
Wird beispielsweise als Kompensation für die Zerstörung eines alten Waldbestandes erst nach Eingriffsbeginn mit einer Aufforstung begonnen, benötigt der neu gepflanzte Wald mehrere Jahrzehnte, bis er sich in dem notwendigen Zielzustand befindet, der für einen wirklichen Ausgleich der Natur notwendig ist.
Durch Ökopunkte können solche Maßnahmen schon umgesetzt werden, bevor ein Eingriff überhaupt geplant ist.
Eben diese frühzeitige Aufwertung kommt auch den Eingriffsverursachern zu Gute. Denn die Bevorratung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen auf Ökokonten hat für sie zum Vorteil, dass die “fertigen” Ökopunkte schon verfügbar sind, wenn sie für den Eingriff gebraucht werden.
Das beschleunigt die Erteilung von Baugenehmigungen bzw. den Prozess des Bauvorhabens für Vorhabenträger. Ein weiterer Vorteil ist die freie Handelbarkeit von Ökopunkten.
Dadurch kann jeder Flächenbesitzer seine Flächen ökologisch aufwerten, Ökopunkte generieren und diese anschließend an Eingriffsverursacher wie ausgleichspflichtige Bauträger verkaufen.
Dadurch werden Ökopunkte zur attraktiven zusätzlichen Einkommensmöglichkeit, denn sie eignen sich besonders auf Flächen, die für eine konventionelle Nutzung der Land- und Forstwirtschaft nur begrenzt in Frage kommen oder nicht beitragsdeckend sind.
Wie bekomme ich Ökopunkte oder wie kann ich Ökopunkte erhalten?
Wenn Sie Ihre Flächen aufwerten und Ökopunkte generieren möchten, gibt es einige Schritte zu beachten.
Zunächst benötigen Sie einen Fachgutachter wie ein Landschaftsplanungsbüro, den Sie für die Begutachtung Ihrer Flächen sowie für die Planung und Bewertung von Ökokonto-Maßnahmen beauftragen.
Dieser plant in Zusammenarbeit mit Ihnen die Maßnahmen basierend auf dem Ist-Zustand und der lokalen Gegebenheiten, stimmt dies mit der Naturschutzbehörde ab und reicht die Unterlagen bei der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde ein.
Nach Genehmigung und mit Umsetzung der Maßnahmen werden Ihnen die errechneten Ökopunkte angerechnet.
Um einen ersten Eindruck zu bekommen, wie viel Ökopunkte Ihre Fläche generieren könnte, testen Sie jetzt unseren Ökopunkte Rechner.
Was kostet mich der Prozess?
Die genauen Kosten für die Generierung von Ökopunkten gestalten sich individuell und sind unter anderem abhängig von der Flächengröße und den Maßnahmen, die Sie auf Ihren Flächen durchführen möchten.
Die Aufwertung eines Ackers zu einer Streuobstwiese ist beispielsweise mit höheren Kosten verbunden als die Umwandlung zu einem Grünlandsaum, da Obstbäume angeschafft werden müssen.
Bei jeder Naturraumaufwertung können Sie mit Kosten für die Maßnahmenplanung und -Durchführung, die Herstellungspflege sowie die anstehende Pflege der Fläche in den Folgejahren rechnen.
Zudem wird auch die Bereitstellung Ihrer Flächen zu den Kosten gewertet, da mit der Durchführung der Maßnahmen sowie der Schaffung von Ökopunkten eine anderweitige Flächennutzung ausgeschlossen wird.
Die von Ihnen getragenen Initialkosten sowie die Stilllegung Ihrer Flächen werden für den Verkauf der Ökopunkte bei dem jeweiligen Preis pro Ökopunkt berücksichtigt.
Viele Landeigentümer entschließen sich jedoch auch dazu mit der Maßnahmendurchführung erst zu beginnen, wenn der Verkauf der Ökopunkte vertraglich abgeregelt ist.
Selbstverständlich können Sie auch in diesem Fall Ihre Potenzialflächen auf unserer Plattform inserieren.
Wie lange binde ich meine Flächen durch die Generierung von Ökopunkten?
Laut Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) müssen Kompensationsmaßnahmen und Flächenbereitstellungen entsprechend der Dauer des Eingriffs gesichert sein. Dafür werden Pflegeverträge mit den Unteren Naturschutzbehörden abgeschlossen, die in der Regel auf 25-30 Jahre festgelegt sind.
Für diesen Zeitraum muss sichergestellt werden, dass die geplanten Maßnahmen fristgerecht umgesetzt und langfristig gepflegt werden. Dies wird auch im Grundbucheintrag der Fläche festgehalten.
Wie lange die Flächen für die Kompensationsmaßnahme des Ökopunkte-Käufers gesichert ist, können zudem Flächeneigentümer und Eingriffsverursacher vertraglich festhalten.
Diese Absprache entscheidet unter anderem auch über die Preisgestaltung der Ökopunkte - bei längerer Sicherung der Fläche kann auch ein höherer Wert pro Ökopunkt veranlasst werden.
Auch nach Ende des Pflege- bzw. Kaufvertrages der Ökopunkte kann die aufgewertete Fläche - beispielsweise eine Streuobstwiese - nicht einfach wieder in Acker zurück gestaltet werden, da sich durch die Renaturierungsmaßnahmen der Status der Fläche dauerhaft ändert.
Wo kann ich Ökopunkte verkaufen oder kaufen?
Ökopunkte sind frei handelbar und können aufgrund dessen nach Belieben angeboten oder auch erworben werden.
Für private Flächeneigentümer ist der Markt jedoch bisher sehr intransparent und schwer zugänglich - auch deshalb, da Ökopunkte meist regional oder bundeslandweit gehandelt werden.
Unsere Plattform kompensationsmarkt.de verfolgt deshalb den Zweck, den Handel mit Ökopunkten und Ausgleichsflächen transparenter, besser zugänglich und einfacher handelbar zu machen, um dadurch Angebot und Nachfrage schneller und insbesondere bundesweit zusammenzubringen.
Habe ich Einfluss darauf, wieviel meine Ökopunkte wert sind?
Es gibt keine Richtlinien oder Regelwerke, für welchen Preis Ökopunkte verkauft werden. Dementsprechend dürfen Sie selbst entscheiden, welchen Preis Sie pro Ökopunkt verlangen möchten.
Allerdings wird der Preis auch immer durch die Nachfrage und die regionalen Einflussfaktoren bestimmt.
Wenn Sie beispielsweise in einer wirtschaftlich lukrativen Region leben, in der viele (große) Bauprojekte geplant sind, können Sie vermutlich mehr für Ihre Ökopunkte verlangen, als in weniger gefragten Kompensationsräumen. Am Ende entscheidet sich der individuelle Preis in den Vertragsverhandlungen, die Sie mit möglichen Interessenten führen.
Sollten Sie Ihre Ökopunkte in unserer Plattform inseriert haben, können Sie sich die Verhandlung mit potenziellen Interessenten erleichtern indem Sie uns mitteilen, welchen Minimalpreis Sie für Ihre Ökopunkte erhalten möchten.
In diesem Fall leiten wir Ihnen nur Angebote weiter, die sich auch in Ihren finanziellen Erwartungen befinden. Dadurch sparen Sie sich Zeit, die Sie für wichtigere Dinge nutzen können.